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  • Beitrags-Kategorie:Tiny House

Hallo zusammen,
da alle Hanfbauer die Per-Du Kultur pflegen gehe ich dem nach und begrüsse euch alle hier. Schön, dass du da bist.

In Mels im Sarganserland haben wir aus Hanfsteinen ein Tiny House gebaut. Lest weiter und erfahrt mehr vom Projekt und Herausforderungen.

Tiny House aus Hanfstein

Ein Haus zu bauen ist keine leichte Aufgabe. Vor Allem, wenn man die Arbeiten zum grössten Teil alleine ausführt. In den 11 Monaten Bauzeit entstand so ein Tiny Haus aus Hanfstein. Von der Planung bis zur Ausführung habe ich fast alle Arbeiten alleine ausgeführt. Hin und wieder mit Hilfe von Freunden und ausser den Installationen, die ich aus gesetzlichen Gründen nicht selber ausführen durfte.

Erschwerend kam dazu, dass ich die ganze Zeit zu 100% in meinem angestammten Beruf als Hochbaupolier arbeitete und die Baustelle rund 1 h 30 min von meinem Wohnort entfernt liegt. Die Hauptarbeiten habe ich deshalb an den Wochenenden und in meinen Ferien erledigt.

Auch die Lage des Tiny Hauses brachte einige Herausforderungen mit sich. Es besteht keine direkte Zufahrt zum Grundstück und aus Platzgründen konnte kein fester Kran aufgestellt werden. Ich musste also nach Alternativen suchen, um es trotzdem möglich zu machen. Zum Einsatz kamen eine Motorkarette, viel Manpower und ein mobiler Kran, der 5-mal eingesetzt werden musste.

Zusätzlich wurde das Ganze durch den teilweise felsigen Untergrund und die Hanglage erschwert.

In der Bauzeit, verteilt über 11 Monate, sind so einiges an Erlebnissen und Erfahrungen zusammengekommen, an denen ich Euch gerne teilhaben lassen möchte.

Baustart

Endlich war es soweit. Die Bauverwaltung erteilte uns die Baubewilligung und bereits am Folgetag erfolgte der Baustart.

Der Baggerführer, bekannt für seine speditive Arbeitsweise, hatte 2 -3 Tage für den Rückbau des Schopfs, die Grabarbeiten für die Werkleitungen und das Fundament eingeplant. 

Nach erfolgreichem Rückbau des Schopfes ging es also gleich los mit den Grabarbeiten. 

Für eine solide Abstützung am Hang war ein fester Untergrund, z.B. Fels, nötig. Dieser kam allerdings nicht wie geplant zum Vorschein. Nach einigen schlaflosen Nächten betreffend der Fundamentierung des Hauses fanden wir mit einem Statiker eine realisierbare Lösung. 

Verankerung der Fundamentplatte

Das Haus musste zusätzlich zur Fundamentierung in den Felsen verankert werden. Für mich war dieser Spezialtiefbau völliges Neuland. Dank dem erfahrenen Baggerführer, gelang uns die Fundamentierung und Verankerung mit Bravur. 

Die Erleichterung war danach bei allen Beteiligten spürbar. 

Durch die spezielle Abstützung des Betonfundamentes war zusätzlicher Armierungsstahl notwendig. Um genau zu sein 2.3 Tonnen. Der Termin für das betonieren des Fundamentes war fixiert. Weil das Hochtragen und Verlegen des Armierungsstahls mehr Zeit in Anspruch nahm als gedacht, wurde die erste Sonntagschicht schon Tatsache. 

Jeder Einsatz mit freiwilligen Helfern war für mich auch eine Bereicherung. Mit dem Helfer, der am Meisten dabei war, hatte ich noch nie zusammengearbeitet. Dank gegenseitigem Vertrauen wurde es jedoch eine harmonische Zusammenarbeit.  So was bin ich von meinem Berufsalltag leider nicht gewohnt. 

Vor dem betonieren des Fundamentes

Am Folgetag war es soweit. Der Grundstein, das Betonfundament für das Tiny Hanfhaus, wurde gegossen. Wolfgang «Wölfi», der älteste Helfer der Gruppe, übernahm den Betonpumpenschlauch, den «Rüssel». Dank dem perfekten Zusammenspiel der Helfer war das Fundament nach kurzer Zeit fertig gegossen. Erschöpft aber zufrieden machte ich mich auf den Nachhauseweg.

Während der Heimfahrt hatte ich natürlich immer genügend Zeit um die nächsten Einsätze zu planen. Der nächste fixe Termin und zugleich Start meiner Bauferien, war der Freitag, der 9. Oktober. Für diesen Tag war das Aufrichten der Holzständerkonstruktion geplant. 

Ich hatte also noch gut 2 Wochen Zeit um das Fassadengerüst aufzustellen und zugleich die Holzelemente in der Zimmerei zu fabrizieren.In Zusammenarbeit mit der Firma Holzbau Appert, stand dem termingerechten Transport nichts mehr im Weg. Der Lastwagen mit den Holzelementen traf pünktlich um 7 Uhr in Mels ein. 

Morgen um 8.15 Uhr
Abends um 17.45 Uhr

Dank Wetterglück und motivierten Helfern erreichten wir unser Tagesziel mit Bravur. Das Holzständerwerk inklusive  Dach waren um Punkt 18 Uhr fertig gestellt.

In den folgenden 3 Wochen war das Erstellen der Gebäudehülle geplant.

Den grössten Teil des Materials, Hanfstein und Mörtel, wurde beim Aufrichten des Holzbaus auf den Etagen deponiert. Jan und ich konnten es kaum erwarten, die ersten Hanfsteine zu mauern. 

 

Zum Ablauf

Die Gebäudehülle und die Fassade sind im 3-Schichtigem Aufbau erfolgt. Aussen 12 cm Hanfstein, in der Mitte 16 cm Hanfdämmung und innen 8 cm Hanfstein

Um die Holzkonstruktion vor Witterungseinflüssen zu schützen arbeiteten wir von aussen nach innen. Jan, mein Geschäftspartner der Firma hanfkalk.ch, unterstützte mich während der ganzen Bauzeit tatkräftig.

Sein Wissen im Bereich Holzbau war eine optimale Ergänzung zum Hanfstein mauern. Wir kamen mit dem Mauern der Hanfziegel sehr gut voran. Nach gut einer Woche Genussmauern war die Aussenwand fertig gestellt.

Erster Tag beim Hanfstein aufmauern
Einer der letzten Steine wird gesetzt

Auf dem Foto sind die vorgängig mit dem Kran deponierten 8 cm-Hanfsteine für die Innenseite der Holzkonstruktion zu sehen. Es ersparte uns viel Zeit beim Mauern, dass die Steine bereits am richtigen Ort bereitstanden. 

Jan mit vollem Einsatz bei den letzten Holzbauarbeiten vor dem aufmauern der Innenschale.

Auf den Fotos sieht man die Hanfdämmung aus Naturfasern. Diese wurden passgenau zwischen die Holzstreben geklemmt. Der feine Geruch der Hanfdämmung brachte die Helfer ins Schwärmen. Im Gegensatz zum dämmen mit herkömmlicher Dämmung, plagte uns kein jucken und kratzen nach dem verarbeiten des Materials.

Das war für viele, die Glas- oder Steinwolle kennen, unvorstellbar. Auch Allergiker konnten ihre Arbeit während dem Dämmen uneingeschränkt ausführen. Der Mehrwert der Hanffaserdämmung hat sich bereits bei der Verarbeitung gelohnt.

Bau des Hanfhandwerk Tiny House

Meine Frau Barbara verbrachte ihre Herbstferien mehrheitlich auf der und um die Baustelle. Bereits zu diesem Zeitpunkt der Bauphase drehte sich bei mir alles nur noch ums Bauen.

Der Bau bestimmte ein Stück weit auch unseren Alltag. Dank grossem Verständnis und viel Engagement von Barbara stand dem Weiterbauen nichts im Weg.

Endspurt

Auch bei mir war die Erleichterung spürbar, als zu sehen war, dass die letzte Dämmung eingebaut worden war.

Umso mehr freute ich mich auf das Mauern der inneren Mauer mit den Hanfsteinen.

Im Vergleich zu der Aussenhülle mit den 12 cm breiten Hanfsteinen waren die 8 cm breiten um 50 Prozent leichter. So waren wir bereits nach 4 Tagen fertig mit dem Aufstellen der inneren Mauer. 

Die graue Hanfburg nach den Bauferien

Die letzten Tage der Bauferien verbrachte ich mit dem Aufbringen des Vorspritzmörtels. Und somit war die Erstellung der Aussenwand auch Geschichte. Es waren für alle Beteiligten sehr lehrreiche und spannende Tage. Der nächste Einsatz kommt bestimmt. 😊

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Streule Barbara

    Sehr spannender Beitrag. Weiter so.

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